Aquakultur – Fisch für alle?

Seit langem schlägt die Fachwelt der Fischereibiologen Alarm und warnt vor der Überfischung der Ozeane und den gravierenden ökologischen Folgen. Gleichwohl raten Ernährungswissenschaftler zu häufigerem Fischverzehr. Kann oder soll Aquakultur – also die kontrollierte Aufzucht von aquatischen Lebewesen wie Fischen, Muscheln oder Krebsen – diese Widersprüche auflösen?

In Deutschland werden etwa 89 Prozent der verarbeiteten Fische und Meerestiere importiert. Dies konterkariert den Wunsch vieler Verbraucher und das häufig proklamierte umweltpolitische Ziel, mehr regionale Lebensmittel zu konsumieren. Auch deshalb wird eine lokale Aquakultur gern gegenüber dem klassischen Wildfang favorisiert. Weltweit steigt ihre Bedeutung tatsächlich, bislang allerdings nicht in Deutschland oder gar in Schleswig-Holstein.

Mit dem Wachstum der Branche erreichen damit verbundene Umwelt- und Tierschutzprobleme allerdings ein noch größeres Ausmaß. Trotzdem hat sich die EU im Jahr 2013 zur Aquakultur positioniert und will ihr mit der Reform der gemeinsamen Fischereipolitik einen weitaus höheren Stellenwert verleihen als bisher. Zunächst sind die Mitgliedsstaaten beauftragt, „Nationale Strategiepläne“ für eine Entwicklung der Aquakultur zu erstellen. Für Deutschland koordiniert das Land Schleswig-Holstein diese Arbeiten. Mit eingebunden sind Interessengruppen wie Fischer und Teichwirte sowie Umweltorganisationen.

Definition Aquakultur (nach FAO, 1995)

Aquakultur bezeichnet die Kultivierung von aquatischen Organismen wie zum Beispiel Fischen, Weichtieren (Muscheln, Schnecken), Krebstieren oder Wasserpflanzen. Aquakultur beinhaltet dabei ein gewisses Maß an menschlichem Eingriff in den Aufzuchtprozess, um die Produktion zu erhöhen.

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Besser Fisch als Fleisch?

Im Vergleich zur Tierproduktion in der Landwirtschaft schneidet die Aquakultur in der Futterverwertung tatsächlich besser ab, da Fische zum Aufbau von Körpermasse erheblich weniger Futter benötigen als Huhn, Schwein oder gar Rind. Fische sind wechselwarm und passen ihre Körpertemperatur der Umgebung an, weswegen sie weniger Energie zur Aufrechterhaltung ihrer Körperwärme benötigen. Auch die "Schwerelosigkeit" im Wasser sowie physikalische Anpassungen an den Lebensraum reduzieren den Energiebedarf. Diese Eigenschaften könnten Fisch unter den Nutztieren zum ökologischsten Lieferanten von tierischer Nahrung für den Menschen machen.